1971 in Spoleto geboren, beginnt mit zehn Jahren Akkordeon zu spielen. Nach dem Abschluss der klassischen Studien und dem Gewinn äußerst zahlreicher nationaler und internationaler Wettbewerbe, wendet er sich 1994 dem Jazz zu. Außer der Teilnahme an Fernseh- und Rundfunkübertragungen, spielt er bei Konzerten in zahlreichen Ländern (Spanien, Deutschland, Dänemark, Kroatien, Andorra) und tritt bei verschiedenen Festivals auf: Umbria Jazz Winter, Fano Jazz, Festival dei Due Mondi, Festival Klezmer di Ancona, Metronome und viele andere. Unter den Musikern, mit denen er zusammenarbeitet, treten die Namen von Tony Scott, Enrico Rava, Mike Turk, Ares Tavolazzi, Battista Lena, Gabriele Mirabassi, Roberto Ottaviano, Javier Girotto, Marteen Van der Grinten, Martin Classen und Enzo Pietropaoli hervor.
Seine aktuellen eigenen Projekte:
Luciano Biondini & Rita Marcotulli sowie das Trio mit Lucas Niggli und Michel Godard
Rita Marcotulli & Luicano Biondini
Rita Marcotulli piano
Luciano Biondini bandoneo
Die Kraft der Melodie ist das zentrale Element in der Musik des Duos der Pianistin Rita Marcotulli und dem Akkordeonisten Luciano Biondini. Die beiden Größen des italienischen Jazz stellen ihre zweifellos virtuosen instrumentalen Fähigkeiten ganz und gar in den Dienst der Musik, in eine Suche nach der Magie des Moments, nach der Seele der Musik. Schon seit Jahren spielen Marcotulli und Biondini im Quintett miteinander, für ihr neues, am 29. August auf ACT erscheinendes Album „La Strada Invisible“ und zukünftige Konzerte haben sie sich jedoch bewusst für die schlanke, agile Duobesetzung entschieden.
Der Ursprung für das blinde gegenseitige Verständnis und die beeindruckende Spielkultur der beiden Musiker liegt sicher in den Parallelen ihrer musikalischen Laufbahn: Beide begannen schon früh, sich intensiv mit klassischer Musik auseinander zu setzen und absolvierten eine ebensolche Ausbildung. Und beide verbindet die innige Liebe zu den traditionellen Liedern ihrer italienischen Heimat. Erst auf dieser Basis entdeckten sie schließlich ihre Leidenschaft für den Jazz.
Rita Marcotulli schaffte es innerhalb kurzer Zeit zu einer beeindruckenden internationalen Karriere als musikalische Partnerin von Jazzgrößen wie Nguyên Lê, Chet Baker, Joe Lovano, Billy Cobham, Palle Danielsson, Michel Portal, Enrico Rava oder Pat Metheny, trat aber auch immer wieder mit populären Stars der italienischen Musik, wie den Liedermachern Pino Daniele oder Gianmaria Testa auf und schrieb zahlreiche preisgekrönte Filmmusiken.
Luciano Biondini gewann früh zahlreiche Preise für klassisches Akkordeon, darunter Trophée Mondial de l’Accordéon und Premio Internazionale di Castelfidardo. Seitdem er sich dem Jazz zugewandt hat, arbeitete er u.a. mit Rabih Abou-Khalil, Michel Godard oder Enrico Rava. Als ein echter Meister des Instruments und als Solist von überwältigender Dramatik vermag er jedem musikalischen Kontext Substantielles und Originelles hinzuzufügen.
Mit dem gemeinsamen Duo schließt sich für Rita Marcotulli und Luciano Biondini der große Kreis um ihre verbindenden, zentralen Einflüsse Jazz, Klassik und italienische Lieder. Und es entsteht, oft mit kleinen Bewegungen, Gesten, Linien und ganz aus dem Moment heraus Musik voller Humor, Melancholie, Zärtlichkeit und Temperament.
Trio Biondini/Godard/Niggli
Luciano Biondini accordeon
Michel Godard tuba, serpent, bass
Lucas Niggli drums
Ein Dreier Gespann „Italien-Frankreich- Schweiz“, das sich nicht in engen Bergtälern verirrt, sondern darüber hinweg surft, mit freier Sicht aufs Mittelmeer, sich über die Höhen und Tiefen dieser musikalischen Geografie hinweg swingt.
Drei Virtuosen, die auch an und über die Grenzen gehen, was die Spieltechniken und Ausdrucksformen mit ihren Instrumenten anbelangt.
Biondini – Godard – Niggli steuern eine Seelenmusik an, voller Energie, Poesie und auch feinem Witz.
Ihre Kompositionen dienen als ideale Sprungbretter für die lustvollen Geschichtenerzähler, die diese drei Improvisatoren sind.
Im Frühjahr 2011 erscheint ihre erste CD „ Le Sonnet Oublié“ auf dem renommierten Label INTAKT Records.
Le sonnet oublié : von Bert Noglik
Das Vergessene, das wieder Gefundene, das neu Ersonnene – ein Spiel mit Erinnerungen und mit der Kraft der Imagination. Dieses Sonett von neulich, diese Tarantella, diese Valse Musette, dieses afrikanische Lied… Auf dem Weg ins Studio, auf dem Gang zur Bühne, auf der Treppe zum Licht… Im Jazz liegt die Seele der Improvisation, aus den Tiefen des Gedächtnisses kommt die Melodie. Und der Rhythmus schickt die drei Musiker tanzend ins Hier und Jetzt. Wenn sie zusammenkommen, verbinden und verschränken sich nicht nur die Klangfarben der Instrumente, sondern all die auf unterschiedlichen Pfaden gewonnenen Erfahrungen in einer dichten Interaktion. Michel Godard spielt mit seinen profunden Kenntnissen, die er auf musikalischen Zeitreisen zwischen Mittelalter, Renaissance, Barock, Neuer Musik und Jazz sammeln konnte. Luciano Biondini lässt sein Akkordeon mit Bravour in die Sphären der Abstraktion abheben und erweist sich doch zugleich geerdet in der Geschichte des Instruments, die sich im Wechselspiel von Volkskultur und kunstsinnigem Virtuosentum, in ihrer Nähe zum Bodenständigen wie auch zum sphärischen Klang der Orgel der eindeutigen Zuordnung entzieht. Lucas Niggli schließlich, der Tambour des Ensembles, spannt einen Bogen von den Freiheiten der Jazzimprovisation über die Energien der Rockmusik bis hin zu dem im Umgang mit Neuer Musik gewonnenen Feinsinn für Nuancen und strukturelle Differenzierungen. Und auch das spiegelt sich indirekt in der Musik dieses Trios: die Erfahrungen, die Luciano Biondini und Michel Godard im Spiel mit Rabih Abou-Khalil auf dem fliegenden Teppich zwischen Orient und Okzident gesammelt haben ebenso wie das Eintauchen in eine Welt klangrhythmischer Vielfalt, die Lucas Niggli bereits in jungen Jahren mit Godard in der Zusammenarbeit mit Pierre Favres in dessen Ensemble „Singing Drums“ erfahren hat.
Wenn Luciano Biondini, Michel Godard und Lucas Niggli gemeinsam musizieren verschwimmen die Grenzen von Alter und Neuer Musik, von imaginärer Folklore und jazzinspirierter Improvisation. Man kann sich den Treffpunkt virtuell im Dreiländereck zwischen Italien, Frankreich und der Schweiz vorstellen.
Das wäre – und das Bild von den Höhen erscheint gar nicht so unpassend – auf der Bergspitze des Mont Dolent, nahe dem Mont Blanc. Doch dieses Spiel entgrenzt sich der territorialen und der stilistischen Festlegungen. Alpenländisch und zugleich mediterran, filigran gewoben und durchzogen von starken Melodien, angetrieben von ebenso kräftigen wie sensiblen, dabei oft komplexen Rhythmen, entwerfen die drei Musiker große Bögen – innerhalb der Stücke, aber auch in der Abfolge, die Themen von John Coltrane und Johann Sebastian Bach fließend zu integrieren vermag. Keine Übersetzungen in ein swingendes Idiom, sondern herzliche Anverwandlungen, die sich Bach vorsichtig und respektvoll annähern, um ihn schließlich kühn in einem iranischen Rhythmus tanzen lassen. Auch dies ein Bogenschlag über die Zeiten, die Gemütsverfassungen, die Regionen, die Kontinente, die sich schon in früher Zeit berührt haben mögen. Memorieren und erfinden gehen Hand in Hand, verbinden sich zu einem gemeinsamen Atem, finden zu einer Musik von großer Leichtigkeit, gestalten die Zusammenkunft zu einem vor Freude vibrierenden Fest.
Bert Noglik
CDs on Intakt
http://www.intaktrec.ch/226-a.htm
http://www.intaktrec.ch/185-a.htm
videos:
https://www.youtube.com/watch?v=lCRpzuarxIw